all cantare feierte Geburtstag

„No Woman, No Cry“ - der Titel einer der bekanntesten Reggae-Balladen Bob Marleys zierte das Deckblatt des Programmes  eines in jeglicher Hinsicht wohlgelungenen Konzertes der „Harmonie Büchenau“, erstmals durchgeführt in der angenehm beschallten Veranstaltungshalle im Ort. Ursprünglich ein Trostlied („Nein Frau, weine nicht“), entpuppte sich nun diese Aussage als freudige Feststellung (der Sänger?), quasi eine Erleichterung darüber, dass die Frauen bei der „Harmonie Büchenau“ nicht mehr „außen vor“ sind, sondern einen beachtlichen Klangkörper in diesem Verein bilden und kräftig mitmischen können. Anlass war das fünfjährige Bestehen des Frauenchors „all cantare“, der unter der sicheren Leitung von Doris Pfeff  in dieser kurzen Zeit zu einem homogenen Klangkörper voll lebendiger Frische und sprühendem Elan herangewachsen ist. Wenn der Brauch vieler Chöre, statt gediegener  Volksliedbearbeitungen neu arrangierte Popsongs in ihr Repertoire einzubeziehen, ein Maßstab für die Aktualität und das Ansehen ist, dann hat „all cantare“ sicherlich die Nase vorn, insbesondere auch deshalb, weil er durch die Qualität der Darbietungen zu überzeugen vermag. So erlebten die vielen begeisterten Zuhörer ein Geburtstagskonzert, bekamen einen musikalischer Bilderbogen von kaleidoskopartiger Vielfalt, voll Spannung vom ersten bis zum letzten Ton zu Gehör. Singend betraten die Damen mit einer „Einsinge-Übung“ die festlich geschmückte Bühne und der Funke sprang beim ersten Lied „Have a nice day“ sofort auf das Publikum über. Zwei Stücke aus „Sister Act“ folgten, das „Salve Regina“ in Englisch und „I will follow him“, beide Stücke insofern janusköpfig, als der jeweilige Anfang sich zunächst klassisch geriert, dann aber plötzlich in einen aktuellen Pop-Sound umschlägt und - bei guter Darbietung wie hier -  richtig „groovt“. Der Männerchor brachte  bei seinem ersten Auftritt vorwiegend eher besinnliche Lieder wie „O Herr, welch ein Abend“ auf einen spezifisch auf das Geburtstagskind zugeschnittenen Text mit dem Solisten Rudi Katz zu Gehör. Unter dem umsichtigen und sicheren Dirigat von  Peter Ribnitzky  bestach der Chor insbesondere bei „Dank an die Freunde“ von Heinrich Stahl und der „Abendruhe“ von Rolf Kern durch einen geschlossenen und aparten Chorklang. Der Frauenchor setzte das Programm fort mit arrangierten Pop-Songs wie den etwas elegischen „One fine day“ und „California dreaming“, letzterer sehr gefühlvoll von der Flötistin Birgit Stassen mitgestaltet und begleitet von der Pianistin Natascha Hock, die an diesem Abend stark eingebunden war und durch ihr sicheres Spiel großen Anteil am Erfolg hatte. Der erste Teil endete mit der Darbietung eines Projekt-Kinderchores, wobei die Leiterin Doris Pfeff sich als ausgezeichnete Gitarristin erwies und außerdem es verstand, das Publikum zu einem afrikanischen Lied musikalisch einzubinden. Im zweiten Teil,  szenisch eindrucksvoll eingeleitet durch den Streit eines Ehepaars mit „Hit the road, Jack“ (Hau ab, Jack) und einem seiner dynamischen Vielfalt wegen beeindruckenden „You raise me up“ durch den Frauenchor agierte auch der Männerchor in ähnlichem Fahrwasser, bevor beide Chöre sich beim durch die Beach Boys bekannt gewordenen „Barbar‘ Ann“ singend vereinten, optisch aufgewertet durch den getanzten Rock’n‘ Roll des Tanzpaares Marianne Herr und Günter Jahnke. Und als schließlich noch aus der „Jazz-cantate“ von Andy Beck das „Cantate canticum novum“ mit dem Saxophonisten Paul Effenberger und dem Cajonisten Jochen Geißler auf der Kistentrommel erklang, war der klangliche Höhepunkt erreicht. Als es schließlich dann in einem Lied hieß: „Die Männer waren zu lange allein“, so konnte man dem nur beipflichten. Dann der grandiose Abschluss mit John Rutters „Schau auf die Welt“, zusammen mit dem Kinderchor und den beiden Erwachsenen-Chören, bei der eine Tanzgruppe der „Büchenauer Karnevalsgesellschaft“ unter der choreographischen Führung durch Birgitta Weckermann das klangliche Geschehen optisch überhöhte, eine Darbietung, die des großen Beifalls wegen wiederholt werden musste. So wurden viel entzückte Zuhörer in eine angenehme Sommernacht entlassen. (18.7.2011 BNN, Herbert Menrath)